Die TURT/LEs Im Juli 2012 erschien mit ‚Gefährlicher Einsatz’ der erste Teil meiner neuen TURT/LE-Serie rund um eine Gruppe von Undercover-Agenten und ich möchte hier kurz erzählen, wie ich überhaupt auf die Idee gekommen bin. Alles begann mit dem zweiten Teil meiner Hunter-Serie ‚Riskante Nähe’. Darin kam Rose Gomez’ Ehemann ein SEAL bei einer Mission ums Leben, was mir sehr leid tat. Außerdem reiste vier Jahre später der damalige Captain des SEAL-Teams, Matt Colter, zu einer Konferenz, in der über die Bildung einer Antiterror-Spezialeinheit aus allen amerikanischen Geheimdiensten, aber auch Polizei und Militär, verhandelt wurde. Als Ergebnis dieser Verhandlungen entstand nach einigen Jahren zähen Ringens TURT/LE (Terrorism Undercover Reconnaissance Team / Ladies Elite), mit Matt als einem der Leiter der neuen Einheit, die auf der SEAL-Basis in Coronado stationiert ist. Dadurch habe ich die Möglichkeit, bei Bedarf SEALs mit in die Geschichten einzubauen, die ich sicher ausgiebig nutzen werde. Ladies Elite ist eine inoffizielle Untereinheit, die sich aus den besten Frauen aller Geheimdienste, der Polizei und des Militärs zusammensetzt. Was nicht bedeutet, dass es in den Büchern der Serie nur um die Frauen gehen wird, es tauchen natürlich auch männliche Agenten auf. Mir war es wichtig, das, was ich Rose in ‚Riskante Nähe’ angetan hatte, wieder gutzumachen und was lag da näher, als sie erneut in die Nähe der SEALs zu bringen und mit ihrem Verlust zu konfrontieren? Besonders ihr ungewolltes Interesse an Rock Basilone, einem früheren Teamgefährten ihres Mannes, macht ihr schwer zu schaffen. Vor allem aber gab es mir auch die Möglichkeit, SEAL Team 12 und allen voran Clint Hunter und Matt Colter wieder hervorzuholen und ein weiteres Abenteuer bestehen zu lassen. Ich hatte immer das Gefühl, ihre Geschichte war in ‚Riskante Nähe’ noch nicht zu Ende erzählt und ich denke, sie werden auch nach ‚Gefährlicher Einsatz’ noch öfter auftauchen. Seit ich im Jahr 2000 zum ersten Mal ein Buch mit SEAL-Helden gelesen habe (‚The unsung hero’ von Suzanne Brockmann), war ich von diesen Elite-Soldaten fasziniert. Ich habe viel zu dem Thema gelesen, in Büchern, aber auch im Internet und so war es wohl keine Überraschung, als in meinem ersten Buch mit dem Bruder des Helden ein SEAL als Nebenfigur auftauchte. Schon vom ersten Moment an hatte mich Clint fest im Griff und so ist es kein Wunder, dass er auch in meinen anderen Büchern immer wieder auftaucht, obwohl er mit der Waffenexpertin Karen Lombard längst sein Glück gefunden hat. Und auch das SEAL-Team um Lieutenant Commander Redfield aus ‚Gefährliche Vergangenheit’ wird wieder in den Einsatz gehen. Neben den SEALs kommen in ‚Gefährlicher Einsatz’ auch noch andere Soldaten vor: die des deutschen KSK (Kommando Spezialkräfte), die mit den SEALs zusammenarbeiten. Es war für mich etwas Neues, mit deutschen Protagonisten umzugehen, aber auch sehr interessant, die Unterschiede, aber auch die Gemeinsamkeiten zwischen den deutschen und amerikanischen Soldaten kennenzulernen. Und wer weiß, vielleicht wird der ein oder andere in zukünftigen Bänden mal wieder auftauchen … Neben Rock und Rose spielen die beiden TURT/LE-Agentinnen Kyla und Jade eine zentrale Rolle, die sich auch im Titel wiederfindet. Kyla ist Polizistin einer SWAT-Einheit in New York gewesen, bevor sie für das TURT/LE-Programm ausgewählt wurde, Jade arbeitete als FBI-Agentin. Beide haben sich freiwillig für die Undercover-Mission in Afghanistan gemeldet, doch da wussten sie noch nicht, dass ich sie in diesem Buch durch die Hölle schicken würde. So leid es mir tat, war es doch nötig, um die Geschichte voranzubringen und sie zu dem zu machen, was sie jetzt ist. Aber ich bin sicher, sie werden sich noch an mir rächen. Nun bleibt mir nichts anderes übrig, als meine Geschichte in die Freiheit zu entlassen und zu wünschen, dass sie den Lesern genauso viel Spannung, Liebe, Leid und Freude bereitet wie mir beim Schreiben. Viel Spaß mit Rose und Rock, Clint, Matt und all den anderen. [Dieser Artikel wurde zuerst veröffentlicht im LoveLetter #77, 2012] *** Workshop Romantic Suspense [abgedruckt im LoveLetter Nr. 8, November 2005] 1. Definition Romantic Suspense oder Romantik Thriller ist, wie der Name schon sagt, eine Mischung aus Liebesroman und Thriller. Generell lässt sich sagen, dass es darum geht, Spannung und Liebe so zu verbinden, dass eine überzeugende Geschichte entsteht. Meist spielen Romantik Thriller in der Gegenwart, allerdings gibt es auch historische und sogar futuristische Romane. Dazu noch paranormale Elemente – es ist ein vielfältiges Genre. Leser von Romantik-Thrillern kommen meist aus dem Liebesromanbereich, weniger aus dem Thriller/Krimibereich. Daher wird meist auch sehr viel Wert auf ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Thriller und Romantik gelegt. Während in einem 'normalen' Thriller die Hauptpersonen gerne auch unsympathisch sein oder sogar sterben können, erwarten die Leser eines Romantik- Thrillers, dass die Personen sympathisch sind (oder sich zumindest dahingehend während der Geschichte entwickeln) und vor allem, dass sie überleben. Viele Leser von Romantic Suspense mögen ein ausgewogenes Verhältnis von Spannung und Liebe, die Spannung sollte sich dabei das ganze Buch über halten und die Liebesgeschichte sich glaubwürdig entwickeln. In diesem Genre gibt es auch Bücher, die sich fast nur auf den Thrilleranteil stützen, andere, bei denen die Liebesgeschichte im Vordergrund steht und die Spannungselemente nur schmückendes Beiwerk sind. Allerdings sind es dann meiner Meinung nach reine Thriller oder Liebesromane. 2. Setting Romantic Suspense unterteilt sich noch einmal in verschiedene Untergenres, wie z.B. Military Romance (spannende Liebesgeschichten im Militär-Milieu, eine der bekanntesten Autorinnen ist hier wohl Suzanne Brockmann) und bietet eine riesige Vielfalt an Settings. Das Setting ist mehr als nur eine Beschreibung der Umgebung, sondern kann einer Geschichte die richtige Atmosphäre verleihen und damit auch die Spannung erhöhen. In einem gut gemachten Romantic Suspense ist das Setting wie ein Nebendarsteller. Es beeinflusst die Charaktere und ist gleichzeitig ein Teil ihrer Persönlichkeit. Das wichtigste an einem Setting ist die Glaubwürdigkeit. Egal welchen Schauplatz man als Autor wählt, der Leser muss sich hineinversetzen können. Er muss es fühlen, sich vorstellen, er würde selber dort leben, nachvollziehen können, wie die Charaktere sich dort bewegen. Dabei ist es unwichtig, ob es sich bei der Geschichte um eine wilde Verfolgungsjagd zwischen den Helden und ihren Gegnern oder um ein in einer Hütte eingeschneites Paar handelt beides kann gleich spannend sein, wenn die Stimmung passt. (Mehr zu Setting, siehe meinen Workshop im Loveletter Nr. 3, Juni 2005). 3. Charaktere Typische Berufe der Protagonisten sind natürlich Polizisten, Detektive, Agenten, Gerichtsmediziner, Militärangehörige, Anwälte, Journalisten, Bodyguards, Spione, also alles was mit Verbrechensbekämpfung zu tun hat. Aber es werden auch gerne spannende Geschichten gelesen in denen die Protagonisten vom Beruf her eigentlich nichts mit Verbrechen zu tun haben, aber in eine gefährliche Situation hineingezogen werden. Die Charaktere geben zusammen mit dem Setting auch die Grundstimmung der Geschichte vor. Für eine düstere Stimmung wird gerne eine traurige Vergangenheit von Held und/oder Heldin erschaffen (‚Tortured Heroes’), die sie einholt oder sich zumindest auf das aktuelle Geschehen auswirkt und sei es auch nur durch die Art wie sie mit den anderen Personen umgehen (z.B. ‚Bad Moon Rising’ von Katherine Sutcliffe oder ‚Depth perception’ von Linda Castillo). Genauso ist natürlich auch eine humorvolle Grundstimmung möglich (z.B. Michele Albert ‚Getting her man’). Sehr wichtig ist auch der Bösewicht. Egal, was er für ein Ziel hat und warum er so ist, wie er ist, der Leser sollte seine Beweggründe nachvollziehen können. Er sollte lebendig wirken, genauso wie die Helden. Noch interessanter wird es, wenn er nicht nur böse ist, sondern auch Überzeugungen und einen Hauch Gutes in sich hat. Linda Howard’s Louis Ronsard aus ‚All the queen’s men’ (‚Gefährliche Begegnung’) ist ein gutes Beispiel dafür. Ein Verbrecher, aber er hat auch eine gute Seite, die er fast niemanden sehen lässt. Dagegen ist Jim Beckett aus Lisa Gardners ‚The perfect husband’ (leider noch nicht übersetzt) einer der fiesesten Bösewichte, die ich je in einem Romantic Suspense gelesen habe. Ihr Können liegt darin, ihn lebendig erscheinen zu lassen, den Leser glauben zu machen, dass es tatsächlich jemanden wie ihn geben könnte. Helden und Bösewicht sollten sich ebenbürtig sein, um die Spannung zu erhöhen. Jeder Charakter im Romantic Suspense sollte ein Ziel haben und etwas zu verlieren. Das gilt sowohl für die Helden als auch für ihre Gegner. Im Laufe des Buches werden sie mit ihren Stärken und Schwächen konfrontiert und sollten am Ende als bessere Menschen herauskommen. Bis auf den Bösewicht, der möglichst im Gefängnis oder tot sein sollte. ;-) 4. Suspense Die Spannung sollte sich wie in allen Thrillern langsam aufbauen. Am Besten startet man mit einem Knall, irgendetwas, das den Leser gleich in die Geschichte hineinzieht, dann baut sich die Spannung langsam auf, es gibt ein paar Momente in denen sich die Charaktere und auch der Leser erholen können, dann folgt eine Phase in der sich alles gegen die Helden verschworen zu haben scheint, ihr Leben scheint verwirkt. In genau diesem Moment mobilisieren sie all ihre Kraft, greifen den Feind noch einmal an und gehen als Sieger daraus hervor. Dabei kann die Spannung sowohl aus Action bestehen als auch aus einer bestimmten bedrohlichen Stimmung oder eine Mischung aus beidem sein. Hier ein Beispiel für einen spannenden Einstieg: Das Auto schlingerte, bevor es quer über die Fahrbahn schoss, direkt auf die Böschung zu. Leigh krallte sich am Sitz fest, den Mund zu einem Schrei geöffnet, doch kein Laut kam heraus. Dann war es auch schon zu spät, der Wagen stieß mit einem ohrenbetäubenden Krachen durch die Barriere, bevor er von der Wucht weiter den Abhang hinunter geschleudert wurde. [Prolog zu meinem bisher unveröffentlichten nächsten Hunter-Roman.] 5. Romance Die Liebesgeschichte spielt im Romantic Suspense eine wichtige Rolle. Die erotische Spannung erhöht die durch die Thrillerhandlung verursachte Spannung noch um ein Vielfaches. Schließlich steht am Ende nicht nur das Leben der Protagonisten auf dem Spiel, sondern auch ihre Liebe. Zugleich kompliziert es die Geschichte Liebe und Leidenschaft sind nie einfach, in einer solchen Situation können sie aber tödlich sein. Liebe und Sex machen eine Person verwundbar und damit potentiell anfälliger für die Angriffe des Bösewichts. Natürlich können diese Charaktere dann auch über sich hinauswachsen, wenn sie merken, dass ihr Partner in Gefahr ist. Besonders spannend wird es, wenn die Beziehung sich in ihrer Intensität gleichzeitig mit der Gefahr erhöht. Je gefährlicher die Situation für Held und Heldin wird, desto höher steigt die sexuelle Spannung, desto dringlicher wird die Leidenschaft, die sie füreinander empfinden. Rey schien den gleichen Gedanken zu verfolgen, denn er beugte sich dicht an ihr Ohr. „Ich will sehen, ob die Luft rein ist. Warte hier.“ „Das ist zu gefährlich! Wenn er darauf wartet, dass du auftauchst, dann …“ Rey lehnte seine Stirn an ihre. „Das weiß ich, aber wir haben keine andere Möglichkeit. Wir müssen hier weg, und zwar so schnell wie möglich.“ „Sei bitte vorsichtig ...“ Ihre Lippen waren einander so nah, dass Rey nicht anders konnte, als sie sanft zu küssen. Dann schob er sie dann langsam von sich. Er setzte sich auf die Fersen und kauerte hinter der großen Wurzel, um vorsichtig hinauszuspähen. Nichts rührte sich, niemand trat aus dem Gebüsch, kein Zweig bewegte sich. [Auszug aus ‚Abgründe des Verlangens’] 6. Cliffhanger und Atempausen Wenn am Ende eines Kapitels eine spannende Situation entsteht, die dann erst im nächsten Kapitel aufgeklärt wird, nennt man das einen Cliffhanger. Der Leser wird so praktisch ‚gezwungen’ weiterzulesen, um zu erfahren was geschieht. Hier ein Beispiel aus meinem ersten Buch ‚Canyon der Gefühle’ wo ich den Cliffhanger sehr wörtlich genommen habe. Der Held Shane kämpft mit dem Bösewicht Robert dicht an einem Abgrund um sein Leben – und das der Heldin Autumn. Auf einmal ging alles ganz schnell. Robert hatte den Moment seiner Unaufmerksamkeit genutzt und ihn mit Armen und Beinen von sich katapultiert. Shane verlor das Messer und bereitete sich auf den Aufprall vor. Doch der kam nicht. Er hatte nicht gemerkt, wie nah sie dem Abgrund gekommen waren. Das Letzte, was er sah, war Autumns vor Schreck verzerrtes Gesicht.Im nächsten Kapitel setzt sich die Situation fort, diesmal aber aus Autumns Sicht, die glaubt, dass Shane in den Tod gestürzt ist. Natürlich kann man nicht jedes Kapitel mit einem Cliffhanger beenden, doch es ist ein sehr schönes und gemeines Mittel um die Spannung in einer Geschichte aufrecht zu halten. Auf den Leser wirkt es, als wäre er selber in dieser Situation, er muss unbedingt wissen, wie es weitergeht. Die Szene bekommt einen schnellen, atemlosen Charakter. Es ist gut, den Helden (aber auch den Lesern) hin und wieder eine Atempause zu gönnen, damit sie sich nicht vor dem Ende der Geschichte erschöpfen. Dies geschieht entweder durch die bereits erwähnte sexuelle Spannung und ihre Auflösung (wobei das natürlich auch nicht immer erholsam sein muss), durch emotionale Momente, in denen Glück, Liebe und Hoffnung etwas Licht in die düstere Situation der Helden bringen oder durch unerwarteten Humor. Natürlich sollte dadurch niemals der rote Faden der Story aus dem Auge verloren werden. Nur eine kleine Atempause, dann muss die Spannung die Protagonisten und auch den Leser wieder voll im Griff haben. 7. Das Ende Nach dem großen Schlusshöhepunkt, aus dem die Helden als Sieger hervorgehen, müssen sämtliche übrig gebliebenen Fäden sowohl des Spannungsplots als auch der Liebesbeziehung sorgfältig verknotet werden. Es sollten keine Fragen mehr offen bleiben sofern keine Reihe geplant ist. Wie ein Liebesroman sollte auch ein Romantic Suspense gut ausgehen. Egal was während der Geschichte geschehen ist, wie viele Menschen gestorben sind oder verletzt wurden, wie sehr Held und Heldin gelitten haben, sie haben sich ihr Happy End verdient. Das muss keineswegs eine Hochzeit oder Geburt sein, sondern kann sich auf einen kurzen Ausblick auf die glücklichere, gemeinsame Zukunft der beiden Hauptpersonen beschränken. Zum Beispiel in Form eines kleinen Epilogs, der noch einmal durch das Schlüsselloch blickt, während Held und Heldin miteinander lachen, sich lieben oder einfach glücklich zusammen sind. Fazit: Ein guter Romantic Suspense ist ein Roman, der den Leser über Tage hinweg begleitet, der ihn mit Spannung unterhält, ihn mit den Helden zittern, bangen und lieben lässt und den er am Ende mit einem befriedigten Seufzer zuklappt. Copyright: Michelle Raven, 07. Oktober 2005 *** Setting-Workshop im LoveLetter Nr. 3, Juni 2005 Außer der eigentlichen Handlung eines Romans ist immer auch das Drumherum wichtig, das der Geschichte ein Gefühl von Echtheit und die zusätzliche Würze verleiht; kurz: das Ganze zu einem runden Gesamtbild formt. Dieses Drumherum wird im allgemeinen Setting genannt und umfasst neben den Schauplätzen auch einige andere Elemente, auf die ich hier näher eingehen möchte. Das wichtigste an einem Setting ist die Glaubwürdigkeit. Egal welchen Schauplatz man als Autor wählt, der Leser muss sich hineinversetzen können. Er muss es fühlen, sich vorstellen, er würde selber dort leben, nachvollziehen können, wie die Charaktere sich dort bewegen. Seitenlange Beschreibungen wirken dagegen meist langweilig und schildern nur Äußerlichkeiten, bringen aber die Geschichte nicht wesentlich weiter. Zu den Elementen eines Settings gehören: - Zeit - Genre - Ort des Geschehens - Grundstimmung Die erste Entscheidung, die ein Autor zu treffen hat (oder die ihm die gewählte Handlung bereits vorgibt) ist die Zeit, in der seine Geschichte spielt. Ein historischer Schauplatz wird sich natürlich grundsätzlich von einem Gegenwarts- oder futuristischen Setting unterscheiden, nicht nur die Landschaft, die Häuser, die Gebrauchsgegenstände und die sanitären Umstände sondern auch die Personen und die Art wie sie miteinander umgehen und reden. Sind diese grundsätzlichen Fragen erst einmal geklärt, muss ein passendes Genre gesucht werden. Soll es ein Medieval oder ein Regency sein? Ein Contemporary oder Romantic Suspense? Es gibt unzählige Spielarten von Liebesromanen unter denen man frei wählen kann. Vermutlich wird aber jeder Autor ohne groß vorher darüber nachzudenken wissen, in welchem Genre er schreiben will ganz nach seinen persönlichen Vorlieben. Schwieriger wird es dann schon, den für diesen Roman passenden Handlungsort zu finden. Häufig wird dies schon durch die Geschichte vorgegeben, wie z.B. Tess Gerritsens ‚Gravity’ (In der Schwebe), das nur im Weltraum spielen kann. Andere Romane benötigen eine grandiose Landschaft, durch die sich die Charaktere bewegen. Regencys dagegen bewegen sich meist in und um London durch diverse Ballräume und hochherrschaftliche Residenzen. Viele Romane spielen in kleineren oder größeren Städten, manche auf einer Ranch oder sogar nur in einer Hütte. Ganz wichtig ist aber, dass der Autor seinen Handlungsort selber kennt. Sollte es ein real existierender Ort sein, ist eine detaillierte Recherche unabdingbar. Ist es ein fiktiver Ort kann sich der Autor mehr Freiheiten erlauben, sollte aber immer daran denken, dass der Leser das Gefühl haben muss, dass es diesen Ort wirklich gibt. Er muss ‚echt’ wirken.Alle drei vorher genannten Punkte wirken auf die Stimmung der Geschichte ein. Nehmen wir als Beispiel einen Romantic Suspense, also eine Mischung aus Liebesroman und Thriller, der in der heutigen Zeit spielt. Soll die Geschichte Humor enthalten oder lieber düsterer sein? Das hängt vor allem auch von den Charakteren ab. Haben sie in ihrem Leben schon viel durchgemacht oder sind sie bisher relativ ungeschoren davongekommen? Was geschieht während der Geschichte, werden sie von Mördern gejagt, gibt es Tote? Die Spannung kann sich durch die Umgebung aufbauen (z.B. wenn Held und Heldin von Wilderern durch eine eher feindliche Landschaft in Südafrika gejagt werden) oder von einer Person her aufbauen (z.B. wenn die Heldin bedroht wurde und sich nun selbst in ihrem Haus nicht mehr sicher fühlt). Beides gehört zur Wirkung eines Settings und macht die Geschichte lebendig. Alle diese Punkte müssen sich perfekt in die Geschichte eingliedern. Nichts darf hervorstechen oder konstruiert wirken. Nur dann werden sich die Leser in der vom Autor kreierten Welt verlieren. Charaktere im Setting In einem gut gemachten Romantic Suspense ist das Setting wie ein Nebendarsteller. Es beeinflusst die Charaktere und ist gleichzeitig ein Teil ihrer Persönlichkeit. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Charaktere in ein Setting zu integrieren. Entweder die Person fühlt sich dort in ihrem Element (z.B. ein Cowboy auf einer Ranch, ein Cop in einer Stadt, ein Paläontologe bei einer Ausgrabung), lebt und arbeitet mit der Umgebung oder man versetzt den Charakter in eine Welt in der er sich nicht auskennt und in der er Hindernisse vorfindet, die er dann mit dem ihm zur Verfügung stehenden Wissen und seinen Fähigkeiten überwinden muss(z.B. ein Stadtmensch im Dschungel, ein genialer Wissenschaftler, der außerhalb seines Labors hilflos ist, eine Krankenschwester, die plötzlich in die Welt der Spionage gerät). Ein Setting sollte immer aus der Sicht einer Person beschrieben werden um es lebendig zu machen. Hier einige Beispiele aus meinen Romanen: „Unglaublich!” Samantha Dyson beugte sich auf Händen und Knien vor, bis ihre Nase fast den Boden des versteinerten ehemaligen Flussbetts berührte. Mit einem weichen, dicken Pinsel entfernte sie vorsichtig weitere Sandkörner. Schließlich richtete sie sich triumphierend auf. Sie hatte es gefunden! Vor ihr lagen die über 145 Millionen Jahre alten Überreste eines in der Jurazeit lebenden gewaltigen Raubsauriers. Zumindest der Kopf davon, ob auch der Rest des Körpers vorhanden war, würde sie bei weiteren Grabungen feststellen müssen. Aber auch so war es ein riesiger Erfolg für sie. Sam ist Paläontologin, das heißt, sie ist freiwillig auf dem Colorado Plateau und begeistert von der Gegend, der Einsamkeit und ihrer Arbeit. Dementsprechend ist die Beschreibung der Landschaft positiv, es stört sie weder die Hitze, noch der Sand, der in jede Ritze dringt, noch die Tatsache, dass die nächste Stadt sicher 100 Meilen entfernt ist. Mit ihrer Baseballkappe fächelte sich Laurel Luft zu. Selbst im Schatten wurde die Hitze langsam immer drückender. Es wehte kein Wind, der ein wenig Kühlung gebracht hätte, und der Himmel war gnadenlos blau, ohne den Hauch einer Wolke. Zu ärgerlich, dass sie nicht die kühleren Morgenstunden genutzt hatten, sondern in der Mittagszeit draußen herumlaufen mussten. Wahrscheinlich würde sie bei diesen Temperaturen literweise Flüssigkeit verlieren. Wäre die ganze Tour von vornherein später angesetzt worden, dann hätte sie noch in Ruhe frühstücken können. Ihr fehlte eindeutig Koffein. Ihr Fuß wippte auf und ab, ihre Finger trommelten rhythmisch auf der Sessellehne. Laurel ist Reporterin und will einen Artikel über eine Wandersafari durch den Umfolozi Park in Südafrika schreiben. Normalerweise zieht sie das Stadtleben vor und dementsprechend ist auch ihre Sicht auf die Umgebung gefärbt. (Und was sie erst sagen wird, wenn sie merkt, dass es in ihrem Zeltlager keine vernünftigen sanitären Einrichtungen gibt, kann sich sicher jeder vorstellen ...) Niemand antwortete. Nichts rührte sich. Jack wartete ein paar Sekunden, dann schob er die Tür ein Stück auf. Vielleicht war irgendwo ein Telefon. Angewidert betrachtete er den heruntergekommenen Raum. Nein, hier wohnte seit langem niemand mehr. Selbst wenn es ein Telefon gegeben hatte, wäre es inzwischen garantiert abgemeldet. Er wollte gerade wieder umkehren, als sich plötzlich die Tür knarrend bewegte. Sie neigte sich zu ihm und landete dann mit einem lauten Krachen auf dem Boden. Jack konnte gerade noch mit einem Sprung ausweichen, sonst wäre er getroffen worden. Fluchend ging er allen weiteren Gefahrenquellen aus dem Weg, bevor er rasch das Gebäude verließ und es beim nächsten versuchte. Doch auch dieses Haus war unbewohnt in diesem Geisterort schien wie zu erwarten niemand mehr zu leben. Die Sandschicht in den Häusern wies keine Fußspuren auf, die Stille war absolut. An einem der Häuser hing ein völlig verblichenes Schild mit zahllosen Einschusslöchern: Willkommen in Dead End. Oh ja, willkommen. Jack hat dagegen ein Problem mit der Situation in der er steckt, sein Truck wurde ihm mitten in der Pampa gestohlen und er versucht nun irgendwo Hilfe zu bekommen, während er gleichzeitig seine Lage verflucht. Nimmt man nun sein wohlüberlegtes und gut recherchiertes Setting, seine sorgfältig charakterisierten sympathischen Hauptdarsteller und dazu einige lebendig wirkende Nebenpersonen, vielleicht ein paar Schurken und Gegenspieler und lässt alle gemäß der Handlungsidee darin agieren, hat man alle wesentlichen Elemente für einen viel versprechenden Roman zusammen. Das Setting ist das, was ein Buch letztendlich unvergesslich und einzigartig für den Leser macht und mit dem er bestimmte Erinnerungen assoziiiert. Man stelle sich einmal vor: Was wäre ... ... „Perfekt“ von Judith McNaught ohne den Winter? ... Scarlett O’Hara ohne die Reifröcke? ... „Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten“ ohne Dschungel? ... Victoria Holts Romane ohne imposantes Herrenhaus? ... Karen Moning ohne die Highlands? ... Nora Roberts „Der weite Himmel“ ohne die Ranch? ... 'Mitternachtsliebe' von Karen Robards ohne das Beerdigungsinstitut? Copyright: Michelle Raven, 29.04.2005 *** Eine kleine Tour durch den großen Westen der USA [abgedruckt im LoveLetter Nr. 4, Juli 2005] Trotz ihrer misslichen Lage musste sie zugeben, dass dieser Nationalpark wunderschön war. Massive dunkelrote Felswände, balancierende Steine und die bekannten Felsbögen gaben eine faszinierende Kulisse ab. Hier im Fiery Furnace, einem Schluchtenlabyrinth aus Buntsandsteinsäulen, die in der späten Abendsonne Feuer zu fangen schienen, gab es die moderne Welt nicht mehr. Kein Ton war zu hören außer dem gelegentlichen Singen eines Vogels.In ‚Canyon der Gefühle’ sind Autumn Howards erste Erfahrungen im Arches National Park nicht gerade positiv: sie verirrt sich im Fiery Furnace und strandet wegen einer Beinverletzung in diesem schönen, aber nicht ungefährlichen Schluchtenlabyrinth. Der 1971 von einem National Monument in einen National Park umgewandelte Arches liegt im Südosten von Utah und sticht besonders durch seine vielen natürlichen Sandsteinbögen hervor. Tausende wurden davon bereits entdeckt von nur 92 Zentimeter kleinen bis zum über 93 Meter langen Landscape Arch. Die Bögen werden durch Salz, Frost und Wind geformt und verändern sich im Laufe der Zeit immer weiter. Auch die Steinrippen und -säulen des Fiery Furnace sind auf diese Art entstanden und ähneln tatsächlich einem Labyrinth. Immer wieder verirren sich Besucher in dieser Gegend und müssen von den Rangern gerettet werden. Menschen ohne gute Orientierung sollten sich besser einer geführten Gruppe anschließen, es gibt hier keinerlei Wegweiser oder sonstige Beschilderungen. Erwähnenswert ist sicher auch der Balanced Rock, ein großer Felsblock, er auf einer im Vergleich dazu gefährlich schmalen Säule balanciert. Wie einige andere Sehenswürdigkeiten findet man ihn direkt an der 42 Meilen langen Parkstraße. Zum Delicate Arch, sicher einer der meistfotografierten Bögen im Park, muss man dagegen noch eine kleine Klettertour auf sich nehmen. Besonders zu Sonnenuntergang lockt das Farbspiel der Felsen viele Touristen an. Ich kann nur empfehlen, in allen amerikanischen National Parks öfter mal ein Stück weiter zu gehen, häufig hat man dann die grandiose Natur ganz für sich allein. Viele Besucher des Arches National Parks übernachten in Moab, da es in dem nur 300 Quadratkilometer kleinen Park keine Übernachtungs- möglichkeiten gibt. Dementsprechend ist die (Klein-)Stadt auf sämtliche Bedürfnisse der Touristen ausgerichtet. Es gibt Souvenirläden, Supermärkte und Cafés, die je nach Neigung besucht werden können. Moab ist auch ein Ausgangspunkt für den benachbarten Canyonlands National Park. Das in drei verschiedene Districts aufgeteilte Schutzgebiet, das im Zentrum des Colorado Plateaus liegt, erscheint urtümlicher als der ‚gebändigte’ Arches. Vom Green River und Colorado in Jahrmillionen in die Felsen geschnittene Canyons sind sicher die Hauptattraktionen. Aber auch sonst gibt es viel zu entdecken, von bizarren Felsen (z.B. Chesler Park), überPotholes bis hin zu der empfindlichen mikrobiotischen Kruste. Canyonlands gilt zusammen mit Alaska als eine der letzten Wildnisse der USA. Als Autumns Beziehung mit ihrem Ranger-Kollegen Shane Hunter sich vertieft, lädt er sie ein, mit ihm zur Ranch seiner Familie nach Montana zu fahren, die sich in der Nähe von West Yellowstone, einige Kilometer vor dem Yellowstone National Park befindet. Natürlich darf da auch eine kurze Tour in den ältesten National Park der Welt nicht fehlen. Bekannt ist der Yellowstone durch seine zahlreichen Geysire und heißen Quellen, die auf die bereits 50 Millionen Jahre währende vulkanische Aktivität der Region zurückzuführen sind. Der letzte Ausbruch des riesigen Yellowstone-Vulkans fand vor 600.000 Jahren statt es wird damit gerechnet, dass er ungefähr alle 600.000 Jahre ausbricht, also könnte es jederzeit wieder so weit sein. (Diese Information nur für diejenigen, die die Landschaft und die Tierwelt des Parks noch nicht aufregend genug finden!). Shane führt Autumn zum Old Faithful Geysir, der seinem Namen alle Ehre macht, indem er gut vorhersagbar etwa alle 40 Minuten ausbricht. Allerdings ist es weder der höchste, noch der schönste Geysir im Park und es lohnt sich auf jeden Fall, auch hier einen etwas weiteren Weg und eine längere Wartezeit in Kauf zu nehmen, um einige der anderen zahlreichen Geysire im Park fernab der Menschenmassen zu beobachten. Auch die stillen Quellen sind faszinierend. Abhängig von der Wassertemperatur und der Anzahl der Bakterien in den Pools variieren die Farben von tief blau bis zu orange in den äußeren Ausläufern. Shane klettert mit Autumn einen nahen Hügel hinauf, um einen besseren Blick auf die Grand Prismatic Spring zu werfen, der größte stille Pool im Park und definitiv die Anstrengung wert, allerdings sollte man sich nicht dabei erwischen lassen. Auch den Grand Canyon of the Yellowstone sollte man nicht verpassen. Vom Yellowstone River gebildet, beeindruckt er durch seine gelb, weiß und rot gefärbten steilen Wände und natürlich die beiden größten Wasserfälle des Parks, den Upper und den Lower Fall. Ein weiteres Highlight sind die Sinterterrassen bei Mammoth Hot Springs, je nach Wasserstand grell weiß oder mit farbigen Bakterien bewachsen. Alles ist der ständigen Veränderung unterworfen, auch bei den Mud Pots ist das nicht anders. Manche blubbern vor sich hin, andere schleudern den Schlamm meterweit heraus. Auch die Tierwelt kommt im Yellowstone National Park nicht zu kurz, neben zahllosen Wapiti- Hirschen, Elchen und Dickhornschafen sind es vor allem die Bisons, die jedem Besucher sofort auffallen (man sollte nur hoffen, dass keine Herde auf der schmalen Parkstraße vor einem herzuckelt, wie es Shane und Autumn passiert). Mit viel Glück kann man einen Schwarzbären oder sogar einen Grizzly sehen, Wölfe noch viel seltener. Andererseits kann es einem Besucher an Aufregung schon reichen, wenn er sein Zelt inmitten von Bären markierten Bäumen aufbaut. In diesem Fall sollte man den Verhaltensregeln der Parkverwaltung folgen, wie z.B. alles Essbare gut (und vor allem geruchsdicht) zu verstauen. Auch mein zweites Buch ‚Riskante Nähe’ spielt zu großen Teilen auf der Ranch der Familie Hunter und im Yellowstone National Park. Diesmal aber eher in den von Besuchern selten besuchten Gebieten im Nordwesten, in denen es keine Wanderwege oder sonstigen Parkeinrichtungen gibt. Clint Hunter und Karen Lombard müssen sich hier durch die Wildnis schlagen, immer verfolgt von Terroristen, die sie töten wollen. So durchqueren sie einige der Flüsse, die den Park durchziehen und kommen schließlich durch die 1988 durch ein Feuer vernichteten Waldflächen, die wenig Schutz vor den Verfolgern bieten. 36 % des Waldbestandes wurde damals vernichtet und die Auswirkungen werden noch lange zu sehen sein. Aber auch hier ist es spannend, zuzusehen, wie sich die Natur verändert und an die neuen Gegebenheiten anpasst. In ‚Eine unheilvolle Begegnung’ entdeckt die Paläontologin Samantha Dyson auf dem Colorado Plateau einen Allosaurus-Schädel und einen lebendig begrabenen Mann. Inmitten der graugrünen Felsen der Morrison Formation mit ihren roten und purpurfarbenen Bändern beginnt eine Verfolgungsjagd, die Sam und Morgan Spade nach Salt Lake City und schließlich bis nach Denver führt. Das Colorado Plateau ist ein 337.000 Quadratkilometer großes, auf durchschnittlich 1600 Metern Höhe liegendes Gebiet, das sich über die Bundesstaaten Utah, Arizona, Colorado und New Mexico erstreckt. Zahlreiche National Parks befinden sich in diesem Gebiet, wie z.B. die oben bereits genannten Arches und Canyonlands, aber auch Bryce Canyon, Zion und vor allem der Grand Canyon National Park, über den ich später noch berichten werde. Sam und Morgan fliehen nun erst nach Vernal, in dessen Nähe sich das Dinosaur National Monument befindet. Der Park erhielt seinen Namen nach den dort gefundenen riesigen Mengen an Dinosaurierknochen. Über einer der Fundstellen wurde ein Museum errichtet, das eine ganze Felswand mit darin enthaltenen Knochen zeigt. Sam lässt Morgan auf eigenen Wunsch in einem Motel zurück und fährt dann nach Salt Lake City weiter, wo sie an der Universität arbeitet. Doch auch hier spüren die Verbrecher sie auf, sodass sie zusammen mit Morgan erneut fliehen muss. Die Reise führt sie unter anderem durch den Capitol Reef National Park. Der Park zieht sich entlang der 100 Meilen langen Waterpocket Fold, die ihren Namen durch die vielen in den Stein gegraben Wassertaschen erhielt. Rotgemusterte Felswände ragen in schroffen Formationen in den Himmel. Streifen in verschiedenen Farbtönen ziehen sich durch den Stein und umringen ihn. Dazwischen liegen kleine Dünen aus rotem Sand, bewachsen mit einzelnen Nusskiefer- und Wachholderbüschen, eingebettet in die gewaltige Kulisse aus riesigen Sandsteinklippen, die in tiefem Rot erstrahlen. Einige Meilen weiter wandelt sich die Landschaft zu einer kleinen grünen Oase in einem Meer von roten Steilklippen. Grund dafür ist der Fremont River, der schon früh Siedler anzog, die hier Obstbäume pflanzten und die Gegend kultivierten. Heute wird das Gebiet von der National Park Verwaltung gepflegt. In meinem neuesten Buch ‚Abgründe des Verlangens’ kehren Laurel Harrison und Rey Dyson von einer anstrengenden und gefährlichen Wochenend-Safari in Südafrika in Reys Heimatstadt Kanab zurück. Als Naturfilmer hat Rey natürlich eine besondere Beziehung zum nahegelegenen Grand Canyon National Park und so führt er Laurel auf eine Reise durch die Millionen Jahre alten Gesteinsschichten hinunter zum Colorado River. Kaum ein Besucher wird jemals den ersten Blick in den über 1600 m tiefen Abgrund vergessen: vor einem erstreckt sich bis zum Horizont eine bizarre Terrassenlandschaft mit tiefen Schluchten, steil abfallenden, rot leuchtenden Felsen und ebenen Plateaus. Tief unten schlängelt sich der Colorado hindurch, der diese gewaltige, bis zu 16 Kilometer breite Schluchtenlandschaft in etwa 10 Millionen Jahren geschaffen hat. Vor allem der Südrand ist touristisch perfekt ausgebaut, es gibt Shuttlebusse und viele Aussichtspunkte, von denen die Besucher einen guten Blick auf den Canyon haben. Allerdings gilt auch hier das Motto: lieber ein paar Schritte gehen und damit die gewaltige Landschaft ganz für sich allein haben. Einer der schönsten Spaziergänge führt direkt am Rim entlang und ist sehr zu empfehlen. Allerdings sollte man schwindelfrei und trittsicher sein. Für die längere Wanderung in den Canyon hinein wird eine gewisse Kondition vorausgesetzt. Hinunter ist kein Problem, aber wieder hinauf ... Wer möchte, kann die ganze Tour durch den Canyon wagen, allerdings sollte dann Monate vorher eine Unterkunft auf der Phantom Ranch oder dem Zeltplatz gebucht und ein Backcountry Permit beantragt werden. Vom Nordrand aus wandern Laurel und Rey den North Kaibab Trail zum Colorado hinunter, am Südrand besteht die Wahl zwischen dem steileren South Kaibab Trail und dem Bright Angel Trail. Je tiefer man in den Canyon vordringt, desto wärmer wird es. Klima und auch Vegetation wechseln von gemäßigter Zone mit Mischwäldern zu wüstenartigem Klima mit Kakteen im Innern des Canyons. Natürlich haben Laurel und Rey schon bald ganz andere Sorgen, als ihre Verfolger sie dort aufspüren ...Ich hoffe, ich konnte einen kleinen Einblick in die faszinierenden Landschaften des Westens der USA geben, natürlich ist das Gebiet viel zu groß, um jeden einzelnen Park zu nennen. Die Vielfalt ist auf jeden Fall beeindruckend von der Mojave-Wüste im Süden, über die riesigen Sequoias im Gebiet des Yosemite National Parks, die verwüstete Landschaft rund um den Mount St. Helens bis in den Norden zur Olympic Peninsular mit ihrem gemäßigten Regenwald. Copyright: Michelle Raven, 30. Mai 2005
© 2018 Michaela Rabe
Artikel